Tod eines Handlungsreisenden (2016), Arthur Miller
Mainfranken Theater Würzburg
Fotos: Nico Manger und Falk von Traubenberg
Komisch, nach all den Landstraßen, und den Zügen,
und den Terminen, und den Jahren bist du am Ende
tot mehr wert als lebendig.
Es spielen: Christina Theresa Motsch, Theresa Palfi, Uwe Fischer, Sven Mattke und Maik Rogge
Bühne: Anneliese Neudecker
Kostüme: Johanna Hlawica
Musik: Markus Steinkellner
Dramaturgie: Roland Marzinowski
Viel Beifall für „Tod eines Handlungsreisenden“ am Würzburger Mainfranken Theater.
Endzeitstimmung liegt über der Szene, dunkle Sounds verstärken die hoffnungslose Tristesse.
In seinem 1949 uraufgeführten Erfolgsstück „Tod eines Handlungsreisenden“ erzählt Arthur Miller vom Niedergang und Ende des amerikanischen Traums. Dafür findet Katrin Plötner in ihrer ersten Regiearbeit für das Würzburger Mainfranken Theater starke und expressive Bilder.
Mit ihrer langjährigen Bühnenbild-Partnerin Anneliese Neudecker, der Kostümbildnerin Johanna Hlawica und dem Musiker Markus Steinkellner holt sie den Stoff in die Gegenwart. [...]
Es ist die Geschichte des Niedergangs, des Scheiterns, der Erfolglosigkeit und der Versagensangst, die zunehmend auch die gesellschaftliche Mitte erfasst und herausfordert. Und so fordert auch die Inszenierung der am Münchner Residenztheater, in Frankfurt, Regensburg und Augsburg hoch gelobten Regie-Nachwuchshoffnung das Würzburger Publikum heraus. Der Abend ist alles andere als behaglich mit seinen teils drastischen Effekten. [...]
Das Publikum belohnte dies bei der Premiere mit lang anhaltendem Applaus und vielen Bravos.
Main-Post
Regisseurin Katrin Plötner liefert dem Publikum ein sehr verdichtetes Bild, reduziert die Akteure auf Willy Lomans Familie und den personifizierten „American Dream“. Eine in sich runde, stimmige Regiearbeit. [...]
Der amerikanische Traum in Gestalt von Schauspielerin Theresa Palfi stöckelt mal in Highheels, gleitet mal auf Skiern über die Bühne, wirft mit Goldglitzer um sich, räkelt sich im Pelzmantel oder in Dessous. Und sie ist immer an Willys Seite, um ihm sein Scheitern vor Augen zu führen. Der „American Dream“ als gesellschaftliche Leitidee ist damit in Katrin Plötners Regiearbeit für Willy sichtbar dauerpräsent und vernichtet ihn am Ende. Eine gelungene Zuspitzung mit Palfi in sehr passender Besetzung. [...]
Eigentlich hatte Arthur Miller seinerzeit mit dem Gedanken gespielt, sein Werk „Inside of His Head“ zu nennen. Diesen Blick tief hinein in Willy Lomans von einer gesellschaftlichen Leitidee geprägte und zerstörte Gedankenwelt gewährt Katrin Plötner mit ihrem Team auf ihre eigene, verdichtete, zugespitzte Art. Das Publikum spendet dem Ensemble viel Applaus.
Main-Echo
Regisseurin Katrin Plötner bedient sich symbolträchtiger Bilder. Sie personifiziert den American Dream durch eine Gestalt zwischen Nutte, Luxus-Weibchen und Goldflitter streuendem Engel. Theresa Palfi verkörpert diese Figur genial-grotesk. [...]
Willy kommt nicht bei einem fingierten Autounfall ums Leben, sondern geht in einer Wolke aus Goldflitter unter.
Bayrische Staatszeitung
Zum Auftakt und zum Schlussbild feuerten Lichtbatterien so grelles Licht in die Ränge, dass alle Zuschauer die Augen schließen mussten. Dem sehenswerten Geschehen dazwischen spendete das Premierenpublikum kräftigen Beifall.
Fränkische Nachrichten
Das ist kein Konversationsstück über den gescheiterten American Dream, sondern eine theatrale Zustandsbeschreibung eines Alptraums vom Verlust der Realität und zutiefst deprimierend. Arthur Millers Erfolgsstück von 1949 „Tod eines Handlungsreisenden“ spielt im Würzburger Mainfranken Theater in einer Welt aus den Fugen, in Trümmern, von unerfüllten Normen einer gnadenlosen Leistungsgesellschaft.
Hier gibt es keine Entwicklung zu einer Katastrophe hin, alles ist schon von vorneherein kaputt in der Inszenierung von Katrin Plötner. Sie bedient sich dabei zutiefst symbolträchtiger Bilder. Das mag manchen Zuschauer verstören. Denn da wird der American Dream personifiziert von einer Gestalt zwischen Nutte, luxuriösem Weibchen in Pelzjacke und Goldflitter verstreuendem Engel, von Theresa Palfi unangenehm anziehend und zugleich abstoßend grotesk verkörpert. [...]
Die Entwurzelung des Menschen von der Gemeinschaft und der Natur in einer scheinbar heilen Welt geschieht gleich zu Anfang auf der dunklen Bühne von Anneliese Neudecker: Der dröhnende Klanglärm von Markus Steinkellner suggeriert einen Sturm, der alles mitreißt, und die grelle, auf den Zuschauerraum gerichtete Scheinwerfer-Batterie zeigt: Hier geht es um uns, um das heute, um Realität. Als dann endlich die Zerstörungsassoziationen beendet sind, ist der Blick frei auf die Szenerie mit entwurzelten Bäumen, mit einem wilden Bretter-Durcheinander. Willy Loman, in Anorak und Stiefeln, spielt mit dem Feuer; bald danach begibt er sich in das Konstrukt einer angeblich heilen, amerikanischen Familie. [...]
Als er von seiner Chefin wegen Unrentabilität und Ineffektivität gefeuert wird, lässt die Regisseurin ihn in seiner Wolke von Goldflitter zusammen mit der irrealen Traumgestalt untergehen. [...]
Das Publikum feierte die ausgezeichneten Darsteller mit langem, herzlichem Beifall.
Nummereinhundertelf